Die 10 größten Erziehungsfehler beim Hund – und wie man sie vermeidet

Wir können einfach nicht aus unserer Haut. Und so reagieren wir in manchen Situationen dem Hund gegenüber, wie wir es bei einem Menschen tun würden. Doch der Hund kann durchaus andere Schlüsse aus unserem Verhalten ziehen. Und unbewusst erziehen wir unserem Hund schlechte Manieren oder andere Dinge an, die wir eigentlich vermeiden wollen. Diese Fehler sollten Hundebesitzer daher nicht machen:

1. Schimpfen oder strafen, wenn der Hund erst nach mehrmaligem Rufen kommt

Ja, da kann man sauer werden: Man ruft seinen Hund einmal, zweimal, dreimal aber er kommt einfach nicht. Alles um ihn herum scheint spannender als wir. Zum Beispiel die anderen Hunde auf der Wiese. Und dann hat er ja auch noch so wichtige Jobs zu erledigen. Etwa den Baum da ganz hinten zu markieren, dem anderen Hund, der da mit seinem Herrchen mit dem Fahrrad angefahren kommt, kurz Bescheid geben und natürlich das Gras ausgiebig und hingebungsvoll abschnüffeln, schließlich muss man sich ja kurz updaten und wissen, wer alles heute schon auf der Wiese zu Besuch war. Doch irgendwann kann auch der renitenteste Hund die lauter und ärgerlicher werdenden Rufe nicht mehr ignorieren. Langsam trottet er zu seinem Menschen. Was man jetzt unbedingt vermeiden sollte ist, den Hund zu schimpfen oder zu bestrafen. Denn leider kann man ihm nicht erklären, warum man denn gerade sauer ist. Er wird nur verstehen: Mein Mensch ruft, ich komme zu ihm und er schimpft. Infolge sinkt also seine Motivation, angelaufen zu kommen, wenn er gerufen wird. Es könnte ja Ärger drohen.

Besser in dem Moment den Ärger runterschlucken und später verstärkt mit dem Hund das Abrufen üben. Am besten in Situationen, in denen der Hund nicht zu stark abgelenkt ist. Wenn er dann nämlich brav kommt, kann man ihn mit einem Hundeleckerli belohnen – und diese Sprache verstehen die meisten Hunde ganz besonders gut.

2. Belohnung im falschen Moment einsetzen

Hunde sollten für richtiges Verhalten belohnt werden. Die Belohnung kann beispielsweise ein Leckerchen oder eine extra Portion Streicheleinheit und Zuwendung sein. Der Hund lernt so, welches Verhalten erwünscht ist. Daher sollte eine Belohnung nie als Ablenkung eingesetzt werden. Fatal, dem Hund ein „Ablenkungs-Leckerchen“ zu geben, wenn er kläfft, weil auf der anderen Straßenseite ein anderer Hund vorbeiläuft. Der Hund wird lernen: „Ich habe den Hund angebellt und habe dafür ein Leckerchen bekommen. Schlussfolgerung: Meine Menschen mögen es, wenn ich andere Hund anbelle.“

3. Ängste beim Hund schüren

Gleiches gilt, den Hund in Situationen, in denen er Angst hat, nicht durch viel Aufmerksamkeit und extra Zuwendung und streicheln in seiner Angst und Unsicherheit noch zu bestärken. Wenn er also bei Gewitter oder Silvesterknallerei vor Angst kaum weiß, wohin mit sich, ruhig bleiben, Sicherheit ausstrahlen und ihm einen ruhigen Platz anbieten. Viele Hunde mögen dann „Höhlen“, in denen sie sich verkriechen können. Diese kann man z.B. aus Kissen bauen.

4. Den Hund am Menschen hochspringen lassen

Es mag für manche Hundebesitzer vielleicht ein Zeichen ausgiebiger Freude sein, wenn der eigene Hund zur Begrüßung an einem hochspringt. Spätestens, wenn er das aber bei der Freundin macht, die so fürchterliche Angst vor Hunden hat oder mit matschigen Pfoten vom Spaziergang Frauchens Abendkleid für den geplanten Opernbesuch ruiniert, ist es nicht mehr so lustig. Ein Hund kann nicht unterscheiden, in welchen Situationen oder bei welchen Menschen es ok ist zu springen und bei welchen nicht. Für ihn gibt es nur 1 und 0. Daher besser gar nicht zulassen, dass der Hund Menschen anspringt. Konsequenz und klare Unterlassungs-Kommandos wie z.B. "Nein" können hier die Lösung sein.

5. Sich emotional von seinem Hund verabschieden

Viele Hundehalter neigen dazu, mit dem Hund ähnlich einem Menschen umzugehen. Ergo wird sich vom Hund verabschiedet, bevor das Haus verlassen wird. Und je größer das schlechte Gewissen, den Hund allein zu lassen, desto emotionaler fällt die Verabschiedung aus. Oft wird der Hund dann bedauert, ihm aber gleichzeitig bestätigt, dass er nicht lange alleine bleiben muss. Hunde spüren diese Sentimentalitäten und könnten ableiten, dass die kommende Situation ganz furchtbar ist. Sie lernen: allein bleiben ist furchtbar. Womöglich kommen Herrchen oder Frauchen ja NIE zurück! (Bei dem Tamtam, den sie bei der Verabschiedung gemacht haben.)

Besser ist es daher, Haus oder Wohnung ohne große Verabschiedung zu verlassen. So kann der Hund lernen, dass es ganz normal ist, wenn Herrchen oder Frauchen das Haus verlassen. (Sie kommen ja wieder.)

6. Überschwängliche Begrüßung wenn man nach Hause kommt

Gleiches gilt beim nach Hause kommen. Egal ob 5 Minuten oder 3 Stunden allein, die meisten Hunde freuen sich überschwänglich, wenn ihre Menschen wieder nach Hause kommen. Doch auch hier gilt: kurz und ruhig begrüßen und direkt zur Tagesordnung übergehen. Andernfalls wird er auch hier ableiten, wie furchtbar es war, dass er allein gelassen wurde.

7. Dem Hund beim Betteln nachgeben

Große Augen, sehnsüchtiger Hundeblick bei Tisch. Und er soll es doch auch gut haben. Also landet das eine oder andere Fleischstück im Hundeschlund. Doch einmal nachgegeben heißt, dass der Hund die Erfahrung macht, dass er mit seiner Masche durchkommt. Er wird um weiteres Essen bei Tisch betteln. Und wer will schon die gierigen Blicke und Sabberfäden bei Tisch?

Besser gar nicht erst damit anfangen. Auch nicht ein einziges Mal. Der Hund hat an seinem zugewiesenen Platz zu sein, während die Menschen essen. Und wenn sie fertig gegessen haben, darf natürlich auch noch ein Schmankerl im Napf des Hundes landen.

8. Dem Hund das Bellen „beibringen“, wenn es an der Tür klingelt

Alle unsere Reaktionen haben Auswirkungen auf unseren Hund. Wenn es also an der Haustür klingelt und wir sofort aufspringen, um die Tür zu öffnen, lernt der Hund: Es klingelt an der Tür, es folgt eine aufgeregte Aktion seiner Menschen. Da will er natürlich mitmachen. Und wird fortan laut bellen wenn es klingelt, um seine Menschen anzufeuern, ihre nun folgende Aktion zu machen.

Besser ist es, ein paar Sekunden zu warten, wenn es geklingelt hat und dann ganz in Ruhe zur Tür zu gehen. So kann der Hund lernen, dass es völlig normal ist, wenn es klingelt, dass hier auch keine besondere Aktion passiert und in der Regel erbetene Gäste zu Besuch kommen. Weitere Tipps, um dem Hund das bellen abzugewöhnen, wenn es an der Haustür klingelt.

Mit hartnäckigen und besonders bellfreudigen Hunden sollte man das Haustür-Klingeln üben: Sobald es klingelt, werden sie an ihren Platz geschickt, wo sie zu warten haben, bis man ihnen das Aufstehen erlaubt. Das Bellen wird durch ein kurzes und bestimmtes Kommando wie z.B. „Aus“ unterbunden. Ist der Hund still, erhält er eine Belohnung.

9. Den Hund anschreien, wenn er bellt

Wenn wir gerade beim Klingel-Training sind: Ein weiterer häufig gemachter Fehler ist, viel mit dem Hund zu reden oder ihn in der Steigerung auch sehr laut (schreiend) anzusprechen, dass er das Bellen unterlassen soll. Der Hund versteht aber das eigentliche Problem nicht. In seiner Welt bellt er und seine Leute machen da munter mit, sie geben ebenfalls viel Laut. Das freut ihn und in der Folge wird er noch inbrünstiger bellen.

Besser ist es, mit dem Hund klare Kommandos zu üben, wie z.B. „Aus“. Es ist ok, wenn der Hund kurz anschlägt. Er muss aber bei entsprechendem kurzen Kommando auch wieder aufhören zu bellen. Das kann dann auch entsprechend belohnt werden.

10. Die Schnauze des Hundes in sein Malheur drücken

Tatsächlich liest man selbst heute noch in einigen Welpen-Erziehungsratgebern, den Hund mit der Schnauze in seinen Unfall reinzudrücken, um ihn zur Stubenreinheit zu erziehen. Bitte auf keinen Fall machen. Das kann den Hund verstören. Er muss erst lernen, an welchen Orten er sich erleichtern darf und an welchen das nicht angebracht ist. Auch lauthals schimpfen ist eine Art der Aufmersamkeit, die vom Hund falsch, nämlich als Bestätigung seinen Verhaltens, interpretiert werden könnte.

Besser den Unfall wortlos wegwischen und insbesondere Welpen häufig die Möglichkeit zur Erleichterung bieten.