Mögliche Gründe, warum der Hund nicht gehorcht

Mögliche Gründe, warum der Hund nicht gehorcht

Wenn Hunde nicht hören oder vermeintlich ständig unerwünschtes Verhalten zeigen, dann hat das in den wenigsten Fällen damit zu tun, dass sie taub sind, ihre Menschen ärgern wollen oder schlicht ungehorsam sind. In der Regel ist die Ursache für dieses Verhalten am oberen Ende der Leine zu finden. Mag sein, dass der Hund ein Kommando nicht versteht, weil es undeutlich ausgesprochen wird oder sich Gesagtes und Körpersprache gegensätzlich verhalten. Es kann sein, dass er wegen inkonsequenten Verhaltens seiner Menschen schlicht nicht weiß, wann was von ihm erwartet wird.

Hinzukommen anerzogene Verhaltensweisen beim Hund, die durch vielleicht einmal gut gemeintes, am Ende aber kontraproduktives Verhalten des Menschen ausgelöst wurden. Dazu gehört beispielsweise ständiges Belohnen mit Leckerlis. Am Ende kann daraus für den Hund eine Art Tauschgeschäft entstehen und er macht sowieso nur noch etwas, wenn er bereits die Belohnung in der Hand seiner Menschen sieht. Nicht zu vergessen sind Erziehungsfehler des Menschen, wie etwa, den Hund auszuschimpfen, wenn er erst nach mehrmaligem Rufen kommt. Die meisten Hunde „lernen“: mein Mensch ruft mich und ich werde ausgeschimpft oder bestraft. In der Zukunft werden sie dann wahrscheinlich gar nicht mehr auf das Abrufkommando hören, um sich nicht erneut eine Schimpftirade einzuhandeln.

Die häufigsten Gründe, warum Hunde nicht hören:

1. Fehlende Konsequenz

Hunde lieben klare Regeln. So wissen sie genau, welches Verhalten von ihnen erwartet wird. Sie verstehen umgekehrt die Welt nicht mehr, wenn Sie je nach Tagesform ihrer Menschen für ein bestimmtes Verhalten mal eine Konsequenz und dann wieder keine Konsequenz bekommen. Wer also beispielsweise in schwachen Momenten dem treuen Hundeblick bei Tisch nachgibt und etwas vom Tisch fallen lässt, der darf sich nicht wundern, wenn der Hund anfängt, bei Tisch zu betteln. Ihn an einem anderen Tag dafür nun ordentlich zu schimpfen, löst beim Hund Unsicherheit und Unverständnis aus. Gleiches gilt bei der Durchsetzung der Befolgung eines Kommandos. Wer ein Kommando ausspricht, das der Hund nicht befolgt, aus Bequemlichkeit oder anderen Gründen es aber dabei belässt, anstatt eine extra Trainingseinheit einzulegen, der darf nicht überrascht sein, wenn der Hund dann irgendwann gar kein Kommando mehr befolgt. Wie soll er denn unterscheiden, wann es seine Menschen nun „ernst“ meinen und wann nicht.

2. Fehlendes Vertrauen

Wenn ein Hund auf der Strasse andere Hunde oder gar Menschen anbellt, anknurrt und die Zähne fletscht, bedeutet das nicht zwingend, dass es ein unerzogener oder gar „böser“ Hund ist. Vielmehr könnte das daran liegen, dass er seine Menschen beschützen will. In der Hund-Mensch-Beziehung ist irgendwann möglicherweise eine Schieflage entstanden aus der resultiert, dass der Hund meint, sein Mensch habe eine Situation nicht souverän im Griff und könne diese alleine gar nicht meistern. Das unerwünschte Verhalten ist aus der Sicht des Hundes also dringend notwendig und er übernimmt eine in seiner Wahrnehmung immens wichtige Aufgabe in seiner Gemeinschaft, nämlich die des Beschützens. Das verloren gegangene Vertrauen wiederherzustellen ist eine langwierige Aufgabe, bei der es zunächst einmal herauszufinden gilt, wodurch das Vertrauen vom Hund in seinen Menschen abhanden gekommen ist. Bei Analyse und Ursachenbekämpfung ist die Unterstützung eines erfahrenen Hunde-Verhaltenstherapeutens oft sehr hilfreich.

3. Unklare Kommandos und falsches Timing

Sowohl undeutlich gesprochene Kommandos als auch solche, bei denen sich Gesagtes und Körpersprache widersprechen führen in der Regel dazu, dass der Hund sie nicht ausführen wird. Wer also seinen Hund mit der liebenswürdigsten Stimme überhaupt abrufen will, dabei aber ungeduldig mit dem Fuss wippt, signalisiert dem Hund, besser nicht zu kommen, weil er sich womöglich eine Standpauke abholen wird, weil seinem Menschen das alles schon wieder viel zu lange gedauert hat. Neben dem Widerspruch aus Stimme, Gesagtem und Körpersprache ist hier auch das Timing nicht das beste. Denn auch wenn Sie sich ärgern, weil Ihr Hund wieder einmal erst beim 10. Abruf zu Ihnen getrottet kam, strafen Sie ihn in diesem Moment besser nicht. Denn alles, was der Hund jetzt „mitnimmt“ ist: Mein Mensch ruft mich, ich komme und werde bestraft. Lassen Sie es in der Situation auf sich beruhen und üben besser gezielt den Abruf an einem neutralen Ort.

4. Ständige Wiederholungen

Wer hat das nicht schon einmal an sich selbst beobachtet: beim Training oder in bestimmten Alltagssituationen wird die dringende Empfehlung an den Hund, ein Kommando auch zu befolgen dadurch untermauert, dass man es öfter wiederholt. Liegt der Vierbeiner also erst einmal auf seinem Platz, wird er mit wiederholtem Kommando „Bleib!“ daran erinnert, dort auch zu verharren, während man sich selbst langsam vom Hund entfernt. Sobald man aber ausser Sichtweite ist und das sonore „Bleib!“ verstummt, rennt einem der Hund schon hinterher und steht schwanzwedelnd neben seinem Menschen. Er hat „gelernt“, dass er nur gehorchen muss, solange er ein Kommando vernimmt. Wichtige Regel daher: Einmal sagen muss reichen und der Hund das Kommando befolgen.

5. Unterschiedliches Verhalten im Training und im Alltag

Manche Hundebesitzer sind während des Trainings in der Hundeschule hochkonzentriert, klar in ihren Anweisungen, konsequent und lassen dem Hund nichts durchgehen. Sie motivieren mit Leckerli, Streicheleinheiten, Lob und vor allem Aufmerksamkeit. Sie nehmen sich Zeit. Mensch und Hund bilden ein Team. Im Alltag dann muss der Hund nebenbei „mitlaufen“. Es ist wenig Zeit und Geduld. Schnell wird dann ein unerwünschtes Verhalten des Hundes gebilligt, weil es schnell gehen muss. Oder es soll funktionieren, ohne dass der Hund wie im Training Lob und Aufmerksamkeit bekommt.

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